Johann Rosenmüller
Johann Rosenmüller darf – neben Schütz und Buxtehude – als überragende deutsche
Komponistengestalt des europäischen Barock gelten, die nicht nur mit ihrem
überbordenden Oeuvre bemerkenswert breite
Akzeptanz (und damit weitreichende Überlieferung), sondern auch lange nach seinem Tod (1684) erstaunliche Pflege
und Wertschätzung fand.
Johann
Rosenmüller war um 1655 eine profilierte Leipziger Persönlichkeit, die
beste Voraussetzungen besaß, J.S. Bachs Vorvorgänger im Thomaskantorat
zu werden. Wegen seiner damals hysterisch kommentierten
„Ausschweifungen“ (vermutlich gewöhnliche Homosexualität) sah er sich
jedoch genötigt, der Stadt und dem Land den Rücken zuzukehren. In
Venedig gelang es ihm schließlich, als „freier Komponist“ (was damals
absolute Rarität war) nicht nur sich zu behaupten, sondern sogar die
eifersüchtige Kollegenschar der Nach-Monteverdi-Generation zu
überflügeln. Das brachte ihm daheim eine überschwengliche Reputation
und schließlich die rehabilitierte Repatriierung ein. Seine
Musik repräsentiert einerseits durchaus „Zeitgeist“: deutsche (z.B.
satztechnische) Gründlichkeit verbindet sich auf ideale Weise mit
italienischem Schmelz und Eleganz. Oder anders: Rosenmüllers perfekte
Tonsatz- und Form-Beherrschung erfährt insofern eine italienische
Sensibiliserung, als auch jede einzelne Stimme cantabel durchempfunden
ist. Und so eine dichte Melodiosität entfaltet, die noch Generationen
später (z.B. bei Mattheson) glühend bewundert wird. Von den
phantasiereichen Ausprägungen in Form-Gestalt und musikalischer
Rede-Suggestion ganz zu schweigen.
|